Aus dem Internetauftritt von Gini Neumann
www.gini.neumann.altmuehlnet.de
Bewegliche Figuren - Erzählfiguren zu biblischen und anderen Geschichten
Methodische Vorschläge zum Einsatz „biblischer Erzählfiguren“
erzählen einer Geschichte mit einer Figur
„Ich bin…. und habe das…. erlebt. Dabei ging es mir so….
- Fragen an die Teilnehmer und von den Teilnehmern – In einen Dialog mit der Figur treten.
Impuls durch Betrachten
Eine Erzählfigur nimmt eine Haltung ein, die ihre Ursprungssituation ausdrückt.
Reaktionen und Interpretationen abwarten. (Empathie (Hineinfühlen) oder auch Identifikation: „Mir ging es mal ähnlich“.)
a) Zuschauer betrachten (und – möglichst alle – be“greifen“) die Person und äußern Änderungswünsche. oder
b) LeiterIn ändert die Haltung und damit den Ausdruck: „Wie fühlt sich die Erzählfigur jetzt?“ „ Was könnte passiert sein?“… Gespräch oder
c) Geschichte wird erzählt und am Wendepunkt oder am Ende der Geschichte wird die Haltung geändert.
Gespräch und Abschluss
Nacherzählen einer Geschichte mit den Figuren
(=szenenweise Veränderung des Schauplatzes)
Gespräch: Was ist euch aufgefallen?
Welche Situation hat euch am meisten beeindruckt? Warum?
Mehrere Figuren können während der Erzählung handeln.
Anspiel zu einer Erzählung
eine oder mehrere Figuren erzählen von ihrer Lebenssituation und was sie bedrückt.
Dann wird die Geschichte gelesen.
Gespräch: Was haben die Figuren anfangs erlebt? Was denken sie jetzt wohl?
Wer mag mal für… reden? (Beim Erzählen die Figur in die Hand nehmen lassen bzw. sich neben die Figur stellen.)
Dialogisch in Kontakt treten
Partnerarbeit: Einer stellt seine Figur in eine Position (z. B. Trauer), der Partner stellt seine Figur dialogisch dazu.
a) Gespräch - Leiter: Wie geht es dir? Warum stehst du hier so? Willst du deine Position ändern? Was brauchst du, damit du dich verändern kannst?
b) ohne Gespräch: abwechselnd verändern die Figuren ihre Haltung und kommunizieren durch Körperausdruck.
Gespräch: Was hat dich bewegt? Warum hast du die Veränderungen vorgenommen? Wie ging es dir dabei? Was hast du dir gewünscht? Wie geht es dir jetzt?
(auch zur Konfliktklärung und ggfs. -lösung einsetzbar)
Gebetsverse oder Psalmensätze bzw. Meditationstexte erschließen
zu je einem Vers einen kleinen Schauplatz gestalten
wahrnehmen auch der anderen Verse und ihrer Darstellungen.
Gespräch:
Welcher Vers spricht mich besonders an? Kenne ich Beispiele?
Wozu habe ich Fragen („ein Grummeln im Bauch“?) Was stört mich, hätte ich anders gemacht?
Fortführung z. B. in ein Fürbittgebet
Anlehnung ans Bibliodrama
a) entlang der biblischen Handlung:
Biblische Erzählung wird a) ganz oder b) abschnittweise (= szenenweise) vorgelesen.
Ein Schauplatz wird eingerichtet, der die Geschichte „verortet“. Wenig Material, z. B. farbige Tücher, Symbole. (Jesus als Symbol? Kerze)
Nach einem Erzählabschnitt stellt jede/r eine Figur an den Platz, auf dem er sich jetzt wohlfühlt und in der Haltung, die ihm dort jetzt entspricht.
Fortführung der Geschichte, Pause: „Schaut, wo ihr steht? Seid ihr da noch richtig?“ Möglichkeit einräumen zur Veränderung (ggfs. Gespräch: Was hat dich dazu bewegt?)
Am Ende Zeit lassen, die eigene Position zu finden, ggfs. auszusprechen, was innerlich bewegt (als „Bitten“ aufschreiben oder einen kurzen Text für sich selbst verfassen oder ein Wort finden, das einem jetzt wichtig geworden ist und Kernaussage für den „Spieler“ geworden ist.)
b) als Impuls:
Erzählung lesen – Was spricht mich jetzt besonders an?
Welche Orte sind benannt?
Welche Personen agieren – oder sind nur da?
Wer will ich sein in diesem Spiel? (Mehrfachbesetzungen sind möglich)
Stellung beziehen.
Teilnehmer bringen die Situation in Bewegung durch das Agieren und Sprechen der Figuren.
(Aktion – Reaktion; Impuls)
• Wo bin ich in der Geschichte?
• Wie bin ich da in der Geschichte?
Grundsätzliches:
Nie eine Figur verändern, die ein anderer gestellt hat!
Besser: In Dialog treten: Warum stört mich etwas, was würde ich mir wünschen?
Für die Arbeit mit den Figuren einen klaren Anfang setzen und einen klaren Abschluss
Soweit möglich alle Teilnehmenden auch praktisch am Spiel teilnehmen lassen.
Einsatz und Umgang mit der Figur
Gehen Sie achtsam und behutsam mit der Figur um, denn sie nimmt in den Erzählungen den Platz eines Menschen ein. Diese Achtsamkeit drückt sich schon im Umgang mit der Figur aus.
Wie halte ich die Figur?
Halten Sie die Figuren immer an der Schulter oder unter den Armen. Nicht am Kopf packen, wenn Sie mit den Figuren vor Zuschauern arbeiten. Stellen Sie sich vor, jemand packt Sie so am Kopf.
Körperhaltung
Ziehen Sie die Beine und Arme immer wieder gerade. Nicht bei den Schuhen anziehen, sonst kann der Fuß abgehen. Achten Sie darauf, dass die Figur menschliche Körperhaltung einnimmt. Durch die Bleifüße ist das Gleichgewicht anders auszuloten. Der Oberarm, wie der Unterarm vom Ellbogen bis zur Hand soll immer gerade sein (kein Bananenarm).
Wirkung der Figur
geerdet sein
Stellen Sie die Figur immer auf einen „Boden“, ob nun auf den Fußboden oder auf ihre Hand. Menschen, die nicht geerdet sind, also auf einem Boden stehen, denen schlafen die Füße ein oder sie heben ab. Baumelnde Füße wirken achtlos.
ordentlich sein
Achten Sie auf die Haare und Kleidung, so dass die Figuren ordentlich aussehen.
Zerzauste Haare, Fäden, die von den Kleider weghängen und eingeklemmte Kleidung sehen nicht gut aus. Dies macht keinen guten Eindruck.
Warum kein Gesicht?
Wir Menschen schauen gerne in Gesichter. Sie erzählen uns von den Menschen, ja man sagt, sie sind der Spiegel der Seele. Ein Gesicht hält fest, hält uns fest. Geschichten werden mit Gesichtern verbunden. So bleiben sie die Geschichte dieser Person.
Offenheit
Mit den Figuren wollen wir einerseits die Menschen mitnehmen in eine Geschichte eines Menschen oder eines Volkes, aber andererseits wollen wir die Möglichkeit geben, dabei seine eigene Geschichten zu entdecken.
Körpersprache
Die Figur ohne Gesicht führt auf eine „Sprache“ hin, die uns alltäglich begleitet, aber nicht bewusst ist, die nonverbale Kommunikation = Körpersprache.Ohne Beachtung dieser Sprache gelingt menschliches Zusammenleben nicht.
Ohne Gesichter achten wir mehr auf die nonverbale Sprache – den Körperausdruck.
Wenn Sie die Figuren irgendwo aufstellen, bitte erklären Sie den Betrachtern, wenn möglich, warum Sie sich für diese Figuren entschieden haben.
Aufbewahrung
Bitte stellen Sie Ihre Figuren nicht zu lange auf die Fensterbank in die Sonne. Schützen Sie die Figuren vor Tieren. Bewahren Sie die Figuren stehend auf.
Eine Frage, die oft gestellt wird: Warum hat die Figur kein Gesicht?
Warum haben diese Figuren keine Augen, Nase und Mund? Warum wird kein konkretes Gesicht dargestellt? Manche äußern auch, dass ihnen dies gar nicht gefällt.
Wir Menschen schauen gerne in Gesichter. Wie stört es, wenn jemand die Sonnenbrille auflässt und wir dieser Person nicht in die Augen sehen können. Augen, in die wir schauen können, erwecken Freundlichkeit, ja Vertrauen. Sie erzählen uns von den Menschen, ja man sagt, sie sind der Spiegel der Seele des Menschen.
Aber:
Ein Gesicht hält fest, hält uns fest. Geschichten versucht man mit bestimmten Gesichtern zu verbinden. Wer war das? Kenne ich den? Habe ich dafür ein Gesicht? Sicher ist ein Argument, dass es eine große Kunst wäre, diesen Figuren ein schönes Gesicht zu machen. Ein weiteres Argument ist auch, dass das Gesicht nicht zu jeder „gebrauchten“ Stimmung passen würde. Aber viele haben erlebt, dass es in der Kinderzeit kein Problem war, mit lachenden Gesichtern, was die meisten Puppen haben, auch Traurigkeit zu spielen.
Für mich birgt diese „Gesichtslosigkeit“ eine besondere Chance. Durch das fehlende Gesicht, besteht eine gewisse Offenheit, denn ohne Gesicht wird die Erzählung an kein Gesicht gebunden. Dies wurde mir besonders bewusst, als rekonstruierte Versuche „eines Gesichtes Jesu“ veröffentlicht wurden. Mir stellte sich sofort die Frage: „Würde ich diesem abgebildeten Jesus vertrauen und nachfolgen?“ Ich kam zu der Feststellung: „Ich bin froh, dass es kein Foto Jesu gibt, das uns Jesus zeigt, wie er ‚wirklich’ war. So ist mir die Möglichkeit gegeben, mir ‚meinen Jesus’ vorzustellen“.
Dies bietet auch die Gesichtslosigkeit der Figur:
Mit den Figuren wollen wir einerseits die Menschen mitnehmen in eine Geschichte eines Menschen oder eines Volkes, andererseits wollen wir die Möglichkeit geben, dabei seine eigene Geschichten zu entdecken.
Außerdem führt uns die Gesichtslosigkeit der Figur zu einer Sprache, die uns alltäglich begleitet, der wir aber wenig Aufmerksamkeit schenken und die uns kaum bewusst ist: die Körpersprache. Ohne Gesichter bei den Figuren müssen wir mehr auf diese Sprache achten. So können wir mit Hilfe der Figur auch eine Konzentration auf die Körpersprache bewirken, ja ein Lernfeld anbieten.